Die Geschichte der Bermuthshainer Schule

Über drei Jahrhunderte, von der Zeit des Dreißigjährigen Krieges bis zum Jahr 1969, hat es in Bermuthshain nachweislich eine eigene Schule gegeben, in der die Kinder aus dem Ort unterrichtet wurden. Ihr Ende kam mit den Umwälzungen der 1960er Jahre. Ihr Entstehung und lange Zeit ihr Schicksal war eng mit der Pfarrei im benachbarten Crainfeld verknüpft.

Im Mittelalter gab es Lateinschulen zumeist im Umfeld der Klöster, in denen der Nachwuchs für die Geistlichkeit ausgebildet wurde, dann auch für das Bürgertum der sich entwickelnden Städte. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung, zumal auf dem Land, kannte jedoch keinerlei Schulbildung. Die Anfänge einer breiten Schulentwicklung für den Bauern und einfachen Bürger gingen in die Einführungszeit der Reformation zurück.

Aufnahme der heutigen Alten Schule mit Schülern sowie u. a. dem damals noch jungen Lehrer Jakob Reuter. Die Fotografie entstand etwa zwischen 1885 und 1890 und ist die älteste bekannte Fotografie eines Hauses in Bermuthshain.

Martin Luthers dringendes Anliegen war eine gut ausgebildete Lesefähigkeit aller Stände, um seine Schriften dem Volk nahe zu bringen. Er hoffte so, ein allumfassendes protestantisch-religiösen Verständnis zu bewirken. Seine ins Deutsche übersetzte Bibel und sein Katechismus sollten in jedem evangelischen Haus gelesen werden können. Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen wurde schon 1521 Anhänger Luthers und führte in den folgenden Jahren flächendeckend in seinem Land die Reformation ein, darunter 1527 auch in der Pfarrei Crainfeld. Schon 1526 bewilligte der Landgraf auf der Landessynode in Homberg (Efze) neben der dort beschlossenen Kirchenordnung auch eine erste Schulordnung. Es vergingen allerdings viele Jahrzehnte, bis tatsächlich in allen Kirchspielen der Landgrafschaft Schulen eingerichtet worden waren. 1619 führte Landgraf Ludwig V. von Hessen-Darmstadt , der Landesherr von Crainfeld, in seinem Land die Schulpflicht ein.

Entstehung und Frühgeschichte

Die erste Schule, die die Kinder aus Bermuthshain zu besuchen hatten, befand sich in Crainfeld, dem Mutterort der Pfarrei und des Gerichts.Die dortige Schule wurde wahrscheinlich schon in den 1580er Jahren eingerichtet. Sie war damit einer der ersten und folgerichtig auch ältesten Schulen in der oberen Vogelsbergregion. Angesichts der engen Bindungen von Kirche und Schule war es geradezu natürlich, dass diese Schule am Mutterort des Kirchspieles entstand. Neben den Crainfelder und Bermuthshainer Kindern besuchten auch ihre Alterskameraden aus Grebenhain und Ilbeshausen die Schule in Crainfeld. Dies erwies sich aber, wohl schon wegen der Entfernung der Filaldörfer von der Schule und der Vielzahl der Schulkinder aus vier Dörfern, die von nur einem "Schulmeister" (in der Regel einem angehenden Theologen) unterrichtet wurden, nur als vorübergehende Lösung. Gleichwohl hatte dieser Zustand einige Jahrzehnte Bestand.

Ilbeshausen, der am weitesten von Crainfeld entfernteste Filialort, erhielt schließlich 1606 als erster eine eigene Schule. Noch während des Dreißigjährigen Krieges bemühte sich der damalige Crainfelder Pfarrer Johann Philipp Dippelius, auch in den Orten Grebenhain und Bermuthshain eigene Schulen zu errichten, wie aus seinem Bericht im Rahmen der 1628 abgehaltenen Generalkirchenvisitation hervorgeht: Weil zu dieser Unwissenheit nicht die geringste Ursach ist der Mangel an Schulen, ist vonnöthen, daß in einem jeden Filial eine Schul angestellet werde, wie ich mich den underschiedlich bemühet, aber nicht erhalten können, dann es heißt a teneris assuescere multum est.

In Bermuthshain gelang es daraufhin offensichtlich sehr schnell, einen kundigen Mann als Schulmeister anzustellen und eine Schule zu eröffnen. Der erste Schulmeister in Bermuthshain war ein Nikolaus Höfer, dessen Witwe nach Angabe des Herchenhainer Kirchenbuches am 29. September 1636 mit Andreas Komp, Schulmeister zu Herchenhain, eine zweite Ehe schloß. Doch nicht lange hatte diese erste um 1630 eingerichtete Schule Bestand. Sie ging im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wieder ein.

In Grebenhain kam es erst gar nicht zur Einrichtung einer Schule. Erst im Jahr 1679 konnte hier unter unter Pfarrer Johannes Keyser eine Schule mit dem Einheimischen Johann Heinrich Lang als Schulmeister gegründet werden, nachdem ihn die Gemeinde Grebenhain selbst ersucht hatte, eine Schule aufzurichten und sich um einen guten Mann umzuthun, der solche Schulfunktion sichtbarlich auf sich nehme.

Die Oberklasse der Volksschule Bermuthshain mit den Geburtsjahrgängen 1886-1890 am 15. Juni 1899, aufgenommen anlässlich einer Schulvisitation. Die beiden besten Schüler erhielten an diesem Tag ein Buch überreicht. Oberste Reihe v. l.: Johannes Muth, Elisabeth Reuter (Ehefrau von Lehrer Reuter), Heinrich Oechler. Zweite Reihe v. l.: NN, NN, Jakob Lind, NN, Seligmann Lind, Benjamin Lind, NN, Johannes Lind, Karl Müller. Dritte Reihe v. l.: Heinrich Luft, Heinrich Bopp, Heinrich Groh, NN, Karl Jockel, Jakob Reuter (Lehrer), Johannes Luft, Jakob Lind, Johannes Weitze, NN. Vierte Reihe v. l.: NN, NN, Katharina Bopp, NN, NN, Wilhelmine Dillemuth, Christiane Oechler, Lina Oechler, Regina Lind, Elise Jost, Katharina Jockel, NN. Unterste Reihe v. l.: Frieda Lind, Lina Weitzel, NN, NN, Marie Mohr, Margarethe Bien, NN, NN, Bertha Oechler, Luise Luft, Marie Laufer.

Wann in Bermuthshain erneut eine Schule errichtet wurde, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich bestand schon im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts eine Winterschule, die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in eine ständige Schule umgewandelt wurde. Das soziale Ansehen des Schulmeisters, wie die Bezeichnung für den Lehrer bis ins 19. Jahrhundert lautete, war äußerst gering und die Besoldung selbst für die damaligen Verhältnisse unzureichend. Er war das sprichwörtliche "arme Dorfschulmeisterlein".

Von der Errichtung der Schule an waren die Bermuthshainer Lehrer verpflichtet, den Glöcknerdienst zu versehen sowie bei den Gottesdiensten und den gottesdienstlichen Handlungen als Vorsinger oder Kantoren das herkömmliche Gesänge zu führen. Außerdem war mit der Schulstelle zu Bermuthshain war schon im 18. Jahrhundert Lektorendienst verbunden. Über den Umfang dieses kirchlichen Dienstes wird in einer Verfügung des Oberschulrates vom 6. November 1844 bemerkt, dass der Schullehrer zu Bermuthshain verpflichtet ist, von Herbst bis Pfingsten jeden Samstag nachmittag Gottesdienst zu halten. Erst 1875 wurde die geistliche Oberaufsicht über die Schule abgeschafft.

Im Unterschied zu Crainfeld, wo häufig angehende Theologen an der Schule tätig waren, handelte es sich bei den Schulmeistern der Filialdörfer durchweg um um nicht ausgebildete Autodidakten, die ihren Beruf im Grunde nur höchst unzureichend erfüllen konnten. Sie übten ihr Amt bis zum Tod aus, da keine Pension existierte, und es war nicht selten, das der Sohn des alten Schulmeisters, der diesem zuvor bereits als "Adjunkt" (Gehilfe) zugeteilt war, der neue Schulmeister wurde. Auf diese Weise entstanden manchmal regelrechte "Schulmeisterdynastien", so wie in Bermuthshain zwischen 1741 und 1844, als das Amt innerhalb der Familie Hornung "vererbt" wurde.

Die neuzeitliche Volksschule

Der Schritt vom autodidaktischen Schulmeister hin zum ausgebildeten Schullehrer wurde im Großherzogtum Hessen durch die Gründung eines evangelischen Lehrerseminars in Friedberg und eines katholischen in Bensheim im Jahr 1817 vollzogen. Seit dem Erlass der Allgemeinen Schulordnung am 22. Oktober 1827 stand das Schulwesen nicht mehr unter kirchlicher, sondern staatlicher Aufsicht, wenn auch die Schulaufsicht weiterhin vom Ortsgeistlichen in staatlichem Auftrag wahrgenommen wurde. Ihm zur Seite hatte der Schulvorstand zu stehen, dem der Bürgermeister und zwei "rechtschaffende", auf Vorschlag von Pfarrer und Bürgermeister ernannte, Familienväter angehörten. Die Schulvorstände setzten auch die Schulferien, die sich nach der Erntezeit richteten, wo die Mithilfe der Kinder erforderlich war, fest.

1832 wurde die Schulaufsicht über die nunmehr so genannten Volksschulen auf die Bezirksschulkommission übertragen, deren Bezirk dem jeweiligen Landkreis, im Fall von Bermuthshain also ab 1852 Lauterbach entsprach. Die Bezirksschulkommission nahm regelmäßig Visitationen vor, um den Verhältnisse der Schule zu überprüfen. 1822 wurde den Lehrern verboten, die Kinder blau und blutig zu schlagen und sie angewiesen, die von Gott befohlene Rute nur in vernünftiger Mäßigung zu gebrauchen. Gleichwohl gehörte die körperliche Züchtigung durch den Lehrer noch bis in die 1960er Jahre hinein zum normalen Schüleralltag.

Ober- und Unterklasse (Geburtsjahrgänge 1914 bis 1922) der Volksschule Bermuthshain im Schuljahr 1927/1928 mit den beiden Lehrern Karl Winter und Paul Vogel. Oberste Reihe v. l.: Friedrich Oechler, Rudolf Oechler, Karl Jockel, Wilhelm Hornung, Otto Löffler, Wilhelm Schneider, Paul Lind, Otto Ortstadt, August Schäfer. Zweite Reihe v. l.: Karl Winter (Lehrer), Marie Blu, NN, NN, NN, Johanna Oechler, Frieda Luft, Lina Eschenröder, Frieda Löffler, Paul Vogel (Lehrer). Dritte Reihe v. l.: Lydia Weitzel, Emma Ortstadt, Gertrud Brückner, Erna Lind, Emma Schäfer, Katharina Jockel, Frieda Oechler, Katharina Bopp, Johanna Weitzel. Unterste Reihe v. l.: Heinrich Fölsing, Heinrich Löffler, Anna Bopp, Pauline Luft, Maria Bopp, Ottilie Oechler, Frieda Oechler, Emil Eschenröder, Ernst Kaufmann.

Am 16. Juni 1874 wurde das Gesetz, das Volksschulwesen im Großherzogtum Hessen betreffend, verabschiedet. Hierdurch wurden Kirche und Schule weitgehend voneinander getrennt, wenn auch der Lehrer weiterhin das Amt des Organisten, Kantors oder Vorlesers zu übernehmen hatte, sofern diese Funktionen nicht in die Schulzeit fielen. Jedoch kam dem Pfarrer nicht mehr automatisch der Vorsitz im Schulvorstand zu, sondern dieser wurde künftig von der Kreis-Schulkommission aus deren Reihen ernannt, zu denen kein Pfarrer gehörte. Im Großherzogtum Hessen galt weiterhin das Prinzip der Simultanschule, in der Schüler verschiedener Glaubensrichtungen gemeinsam unterrichtet wurden.

Jedes Kind hatte vom sechsten bis zum vierzehnten Lebensjahr die Volksschule zu besuchen. Für die Einrichtung einer Volksschule mussten in einer Gemeinde mindestens dreißig schulpflichtige Kinder vorhanden sein. Durch das Volksschulgesetz von 1874 wurde außerdem erstmals eine Art weiterführender und berufsbildender Schule eingeführt, die Fortbildungsschule. Sie schloss sich an die achtjährige Volksschule an und dauerte drei Jahre. Der Unterricht wurde vom örtlichen Volksschullehrer erteilt, bis 1922 allerdings nur im Winter. Wegen gesunkener Schülerzahlen wurde die Fortbildungsschule Bermuthshain im Jahr 1937 geschlossen und ihre Schüler der benachbarten Fortbildungsschule in Crainfeld zugewiesen.

Einschulung und Beginn des Schuljahres erfolgten bis 1966 traditionell zu Ostern. Dann wurden auch die älteren Schulkinder entlassen, etwa gleichzeitig zu ihrer Konfirmation. Das Charakteristikum jeder ländlichen Volksschule, wie auch der in Bermuthshain, war der gemeinsame jahrgangsübergreifende Unterricht von Schülern aus bis zu acht Altersstufen durch einen Lehrer in einem Raum. Ein nach Jahrgängen getrennter Unterricht war nur in städtischen Schulen bekannt, wo auch die Schülerzahlen eine ausreichende Größe aufwiesen. Bei diesem jahrgangsübergreifenden Unterricht war es üblich, dass der Lehrer nacheinander einen Jahrgang unterrichtete, während die übrigen mit anderen Arbeiten beschäftigt waren. Auch unterstützten ältere Schüler die jüngeren beim Lernen. Einen merklichen Anteil an der Schülerschaft stellten übrigens besonders seit dem Ersten Weltkrieg Pflegekinder (sogenannte "Hütekinder"). Sie kamen meist aus sozial schwierigem Umfeld in Großstädten und Industrieregionen wie Offenbach, dem Ruhrgebiet oder nach 1945 West-Berlin, und lebten in Bermuthshainer Bauernfamilien.

Liste der Schullehrer in Bermuthshain

An der Schule in Bermuthshain waren die im Folgenden aufgelisteten Schulmeister und Lehrer tätig. Bis zum Jahr 1895 war die Schule durchgehend einklassig, d. h. es wurden alle acht Jahrgänge von einem Lehrer gemeinsam unterrichtet. Aufgrund der auf über 100 gestiegenen Schülerzahlen wurde dann eine zweite Lehrerstelle eingerichtet. 1906 hob man sie wieder auf, doch ab dem Jahr 1912 waren dann wieder zwei Lehrer an der Volksschule Bermuthshain tätig. Ab 1938 fiel die zweite Lehrerstelle dann erneut weg, da die Zahl der Schüler wieder gesunken war. Erst nachdem sich die Situation nach dem Zweiten Weltkrieg wieder einigermaßen normalisiert hatte, wirkten ab 1948 wieder durchgehend zwei Lehrer in Bermuthshain.

Oberklasse der Volksschule Bermuthshain mit den Geburtsjahrgängen 1922 bis 1926 im Schuljahr 1936/1937unter Lehrer Heinrich Bauer. Oberste Reihe v. l.: August Schneider, Otto Wies, Heinrich Bauer (Lehrer), Heinrich Schlotthauer. Zweite Reihe v. l.:  Wilhelm Kaufmann, Heinrich Klein, Wilhelm Appel, Emil Herchenröder,Karl-Heinz Rückersberg, Albert Luft, Richard Oechler, Otto Muth. Dritte Reihe v. l.: Lina Zimmer, Marga Eckert, Erna Franz, Frieda Herchenröder, Ottilie Rausch, Elfriede Jockel, Ottilie Weitzel. Vierte Reihe v. l.: Mathilde Volz, Franziska Hinkel, Hertha Heidt, Marie Appel, Frieda Schlotthauer, Elise Eschenröder, Anna Zimmer, Erna Jockel, Emma Eschenröder, Frieda Schött. Unterste Reihe v. l.: Wilhelm Eschenröder, Richard Appel, Walter Kaufmann, Emil Oechler, Heinrich Greb, Eduard Groh, Karl Hämel, Ernst Lind.

Schulmeister und Lehrer in Bermuthshain waren: Nikolaus Höfer (um 1630), Johann Heinrich Schmidt (um 1721 bis 1741), Johann Balthasar Hornung (1741 bis 1794), Johann Heinrich Hornung (1794 bis 1823), Johann Heinrich Hornung (1823 bis 1844), Georg Leonhard Maurer (1845 bis 1873), Heinrich Ludwig Nikolaus (1873 bis 1878), Emil Kayser (1879 bis 1881), Heinrich Zimmer (1881 bis 1884), Jakob Reuter (1884 bis 1924), Adam Heldmann (1899 bis 1901), Gustav Kröll (1901 bis 1902), Heinrich Ohly (1902 bis 1906), Georg Mattäus (1906), Heinrich Weber (1912 bis 1913), Hermann Schmidt (1913 bis 1918), Heinrich Fuchs (1918), Friedrich Seibert (1918 bis 1919), Hans Mangold (1919 bis 1924), Friedrich Häuser (1924 bis 1928), Karl Winter (1924 bis 1928), Eckhard Eisenhauer (1928), Wilhelm Vogel (1928 bis 1930), Reinhard Diemer (1930), Elisabeth Lauter (1930 bis 1932), Adam Seliger (1932 bis 1934), Heinrich Bauer (1934 bis 1938), Ludwig Diehl (1936), Erwin Crößmann (1937 bis 1938), Wilhelm Bitsch (1938 bis 1939), Erna Dries (1939 bis 1949), Ernst Magsaam (1940 bis 1941), Annemarie Quirin (1942 bis 1943), Erich Schindler (1948 bis 1954), Alfons Schiller (1949 bis 1957), Hans Viertel (1954 bis 1961), Liesel Heinze (1957 bis 1966), Wolfgang Wölbing (1961 bis 1965), Ursula Wölbing (1961 bis 1965), Wolfram Heydecker (1965 bis 1969), Ingrid Heydecker (1965 bis 1968), Brigitte Israel (1966 bis 1967).

Die Schulgebäude in Bermuthshain

Anders als im Mutterort Crainfeld bestanden in den Filialorten Bermuthshain, Grebenhain und Ilbeshausen zunächst keine eigens als solche errichteten oder benutzten gemeindlichen Schulhäuser. Der Unterricht wurde stattdessen im privaten Wohnhaus des Schulmeisters in dessen Wohnstube abgehalten. Da zwischen 1741 und 1844 das Schulmeisteramt in Bermuthshain innerhalb der Familie von Johann Balthasar Hornung und seines Sohnes und Enkels vererbt wurde, ist anzunehmen, dass sich deren Wohnhaus am oberen Ende des heutigen Lindenwegs in dieser Zeit faktisch zum Bermuthshainer Schulhaus entwickelte. Es handelte sich hierbei um ein gewöhnliches Bauernhaus, im Brandkataster von 1818 versichert als Wohnhaus, Scheuer und Stallung, zwei Stock mit Schweinestall.

Etwa um 1829 erwarb die Gemeinde Bermuthshain dieses Anwesen von Schullehrer Johann Heinrich Hornung ausdrücklich als Schulhaus. Es war vorgesehen, das Haus durch einen Anbau zu einem regulären Schulhaus zu erweitern. Doch aus einem heute nicht mehr genau nachvollziehbaren Grund wurden diese Absichten bald fallengelassen zugunsten des Neubaus eines Schul- und Gemeindehauses in der Ortsmitte. Stattdessen kaufte der damalige Bürgermeister Andreas Eschenröder das Haus. 1854 wurde es abgebrochen.

Philipp Friedrich Goldmann, der damalige Landrat des Landratsbezirks Schotten, zu dem Bermuthshain gehörte, entwarf das Schul- und Gemeindehaus als einen zweistöckigen verschindelten Fachwerkbau mit Krüppelwalmdach und zwiebelförmigem verschiefertem Dachreiter. Zwischen 1829 und 1830 wurde es an der Stelle eines einstöckigen kleinen Hirtenhauses gebaut. Von diesem Vorgängerbau wurde wahrscheinlich auch die Glocke übernommen, die von den Glockengießern Benjamin und Johann Georg Scheidewind in Frankfurt am Main gegossenvon den Glockengießern Benjamin und Johann Georg Scheidewind in Frankfurt am Main gegossen worden ist.

Einem noch erhaltenen Schreiben vom 7. April 1829 zufolge sollte das neue Schul- und Gemeindehaus im unteren Stock eine Gemeindestube, eine Stube für den Bürgermeister, je eine Stube für Knechte und Mägde und eine weitere Kammer enthalten. Im oberen Stock sollten sich die Schulstube (Schulsaal) und die Lehrerwohnung mit Wohnstube, Kammer und Küche befinden. Die Doppelfunktion als Schul- und Gemeindehaus dürfte wohl schon 1846 mit dem Kauf des Armenhauses am "alten Weg" entfallen sein. Der untere Saal diente nunmehr dem Schulunterricht, während in dem oberen die Filialgottesdienste der evanglischen Kirchengemeinde abgehalten wurden. Die Räumlichkeiten auf der anderen Seite des Hausflurs, über beide Stockwerke, dienten als Lehrerwohnung. Die Baukosten wurden auf 10.843 Gulden veranschlagt.

Die Oberklasse der Volksschule Bermuthshain mit den Geburtsjahrgängen 1935 bis 1939 im Schuljahr 1948/49 mit Lehrerin Erna Dries. Oberste Reihe v. l.: Annemarie Pohan, Richard Wies, Elfriede Wittmann, Erika Heutzenröder, Gerlinde Kschelowetz, Erna Drieß (Lehrerin), Gustav Ortstadt, Elfriede Möller, Ilse Dietrich, Alfred Laufer. Zweite Reihe v. l.: Herbert Hornung, Anita Ströhle, NN, Helga Seulberger, Horst Wies, Richard Götz, Friedrich Karl Luft, Irene Appel, Lina Dietrich. Dritte Reihe v. l.: Gerda Ortstadt, Irene Laufer, Horst Brießmann, Else Schneider, Irmgard Jöckel. Unterste Reihe v. l.: Anton Kschelowetz, Ilse Blum, Helmut Schöbella, Herta Rehberger, Peter Tauscher, Emmi Greßmann, Helmut Volz, Liesel Kulanek.

1852 bis 1853 erfolgte auf der Rückseite der Anbau einer Scheune mit Viehstall und Holzstall. Zu diesem Zeitpunkt musste sich der Lehrer einen Teil seines Lohns noch selbst aus dem ihm zustehenden Schulgut wie ein Landwirt selbst erwirtschaften. Als 1895 die zweite Lehrerstelle eingerichtet wurde, war die Lehrerwohnung fortan dem jeweiligen verheirateten Lehrer, bis 1924 Jakob Reuter, vorbehalten. Für zwei Lehrer gleichzeitig waren die Räume im Schulhaus indes zu klein. Der zweite Lehrer musste daher im Dorf zur Miete wohnen, was sich mit der Zeit als schwierig erwies und von der Großherzoglichen Kreisschulinspektion in Lauterbach zunehmend kritisiert wurde.

Erstmals 1913 dachte man über den Bau eines neuen Schulhauses nach, für den im Rahmen der gerade angelaufenen Feldbereinigung ein Bauplatz reserviert werden sollte. In verschiedenen Nachbargemeinden von Bermuthshain, wie z. B. 1895/1905 in Grebenhain, 1907 in Crainfeld und 1908 in Nösberts, waren zu diesem Zeitpunkt gerade neue Schulhäuser errichtet worden. Doch angesichts der finanziellen Belastungen durch die kurz zuvor erbaute Wasserleitung und den Ausbau der Ortsdurchfahrt entschied sich die Gemeinde Bermuthshain dafür, den Neubau eines Schulhauses erst einmal zurückzustellen.

Man begnügte sich vorerst mit der Renovierung und dem Umbau des bestehenden Gebäudes. Bereits 1899 war das Dach neu gedeckt worden. Außerdem erhielt das Gebäude noch einen neuen Anstrich und Aborte. Genau hundert Jahre nach dem Bau des Schulhauses begann 1929 eine umfassende Renovierung. Die beiden Schulsäle wurden erneuert. Im Erdgeschoß wurde die bisherige Außenwand aus Fachwerk wegen statischer Probleme durch eine massive aus verputztem Ziegelsteinmauerwerk mit drei großen Fenstern ersetzt. Neue Aborte wurden an die Schulscheune angebaut. Während der bis 1930 laufenden Umbauarbeiten fand der Schulunterricht vorübergehend im Saal der nahen Gastwirtschaft "Zur Krone" statt.

Schulsport bzw. Turnunterricht wurde ebenfalls schon im 19. Jahrhundert in Bermuthshain betrieben. An einen ausgebauten Sportplatz bzw. gar an eine Turnhalle war, wie bei den anderen ländlichen Volksschulen, natürlich nicht zu denken. Auf einer Wiese am südlichen Ortsrand, etwa an der Stelle des heutigen Feuerlöschteiches, war ein Turngerüst aufgestellt worden. Dieser umgangssprachlich so genannte "Turnplatz" erwies sich aber schon in den 1930er Jahren als völlig ungenügend, da er viel zu klein und bei schlechtem Wetter unbenutzbar war. So entschloss sich die Gemeinde Bermuthshain im April 1935 zum Bau einer Turnhalle mit anschließendem Schulsportplatz. Sogar eine Skizze der für heutige Verhältnisse niedrigen, länglichen Turnhalle wurde angefertigt. Das durchaus ambitionierte Projekt wurde aber zurückgestellt, da zunächst eher ein Neubau der Schule selbst erfolgen sollte. Allerdings fand im Jahr 1938 eine Baracke am Marktplatz aufstellen, die als "Volkshalle" oder "Adolf-Hitler-Heim" den unterschiedlichsten Veranstaltungen der Gemeinde und der NS-Organisationen, aber auch der örtlichen Volksschule, Platz bot.

Ansicht der Neuen Schule mit dem Lehrerwohnhaus kurz nach ihrer Fertigstellung 1952/1953.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Gemeinde Bermuthshain wieder auf die schon mehrmals erwogenen Pläne zu einem Schulhausneubau zurück. 1947 erklärte die Gemeindevertretung grundsätzlich ihren Willen dazu, 1950/1951 wurde der Neubau endgültig beschlossen und mit den Planungen begonnen. Beauftragt damit wurde der Architekt Ludwig Schmelz aus Crainfeld, der auch für die fast zeitgleich ausgeführten und vom Stil her sehr ähnlichen Schulhausneubauten in Gunzenau und Zahmen verantwortlich zeichnete. Die Baukosten von schließlich etwa 110.000 DM, davon 70.737 DM für das eigentliche Schulhaus finanzierte die Gemeinde Bermuthshain aus dem Gemeindewald sowie aus Mitteln von Kreis und Land und sogar der amerikanischen Militärregierung.

Mit der Neuen Schule, wie sie fortan genannt wurde, erhielt Bermuthshain ein Schulgebäude nach den damals modernsten Maßstäben. Im eigentlichen Schulhaus befanden sich zwei Klassenräume und ein Gruppenarbeitsraum im Erdgeschoß, während im Obergeschoß zwei Wohnungen vorgesehen waren, darunter eine für den Schuldiener. Im Kellergeschoß befanden sich, entsprechend den damaligen Vorstellungen von der "Sozialen Aufrüstung des Dorfes", wie sie in dem damals gerade anlaufenden Dorfgemeinschaftshausprogramm der hessischen Landesregierung zum Ausdruck kam, eine Lehrküche, ein Werkraum sowie zwei öffentliche Wannenbäder mit Dusche und eine Warmwasser-Zentralheizung.

In einem Anbau am Schulhaus befanden sich die Toiletten. Getrennt vom eigentlichen Schulgebäude entstand in einem zweiten Bauabschnitt 1953 das Lehrerwohnhaus mit zwei Wohnungen für die beiden Lehrkräfte und ihre Familien. Aufgrund des Standorts auf der bisherigen Jungviehweide am westlichen Ortsrand am heutigen Hochstättenweg konnte anders als bei der Alten Schule auch ein großzügiger Schulhof angelegt werden, an dem Schule und Lehrerwohnhaus lagen. Hinter dem Schulgebäude war ursprünglich noch ein großer Schulsportplatz mit Fußballplatz und umgebender Laufbahn sowie einem Turnfeld und Weitsprunggruben vorgesehen. Er wurde dann aber nicht in diesen Ausmaßen gebaut.

Am 6. Oktober 1951 konnte Bürgermeister Johannes Weitzel in feierlichem Rahmen den Grundstein zum Bau der Neuen Schule legen. Die Bauarbeiten gingen in der Folge zügig vonstatten, so dass bereits am 30. Oktober 1951 das Richtfest gefeiert werden konnte. Am 12. Oktober 1952 fand schließlich die Einweihung statt. In einem Festzug der Volksschule und der örtlichen Vereine wurde ein symbolischer Schlüssel von der Alten zur Neuen Schule überführt. Nach dem Vortrag eines Schülers und dem Gesang des Schulchores begrüßte der im Lauf des Jahres neu gewählte Bürgermeister Richard Oechler die Festversammlung. Als Ehrengäste erschienen waren u. a. der damalige Landrat Christoph Bernhard Schücking und der damalige Kreischulrat Dr. Georg Michel sowie die beiden evangelischen und katholischen Ortsgeistlichen Reuter und Esch.

Die erste Einschulung in der Neuen Schule zu Ostern 1953 war die dies Geburtsjahrgangs 1946/1947 unter Lehrer Alfons Schiller. Hintere Reihe v. l.: Ute Miedke, Karl-Heinz Dietrich, Elfriede Eschenröder, Alfons Schiller (Lehrer), Eva Meyer, Heidi Zosel, Helga Leinberger. Vordere Reihe v. l.: Brigitte Fey, Werner Appel, Gerlinde Baumbach, Helmut Hornung, Ursula Schiller, Anita Lind, Hildegard Lind.

Mit der Einweihung der Neuen Schule stand die nunmehrige Alte Schule im Ortskern zunächst leer. Der obere Saal wurde aber weiterhin für die evangelischen Filialgottesdienste der Pfarrei Crainfeld genutzt. Schließlich entschied man sich dafür, den unteren Saal hierfür umzubauen und unter Einbeziehung der nicht mehr genutzten Schulscheune zu erweitern, so dass hier 60 Sitzplätze zur Verfügung standen. An Pfingsten 1957 wurde der neue Betsaal im Erdgeschoß der Alten Schule schließlich geweiht. Er war nur von Außen zugänglich, da die übrigen Räumlichkeiten fortan als Wohnungen vermietet und entsprechend umgebaut wurden.

Mit der Einführung von Straßennamen 1953 erhielt die an der Alten Schule vorbeiführende Ortsstraße den Namen "An der Alten Schule", den sie bis heute trägt. Der neu ausgebaute Fußpfad von der Neuen Schule zum "alten Weg" bei Ahlewegs Lufte wurde nun "Schulweg" getauft und behielt diesen Namen bis zur Umbenennung in "Tannenweg" im Jahr 1978.

Nach dem Auszug der Volksschule aus dem alten Schulgebäude und der Einrichtung des neuen Betsaals wurde an der Alten Schule fortan baulich nur noch das Allernötigste getan. So wurde dieses Wahrzeichen von Bermuthshain im Lauf der folgenden Jahrzehnte äußerlich zunehmend unansehnlich. Erst mit der 1999 erfolgten Aufnahme von Bermuthshain in das Dorferneuerungsprogramm konnte man an eine umfassende und durchgreifende Renovierung gehen, die dann zwischen August 2008 und Mai 2011 erfolgte. Seither ist die Alte Schule der Sitz des Muna-Museums Grebenhain, das die Geschichte der benachbarten Luftwaffen-Munitionsanstalt und der Munitionsanstalten der Wehrmacht zur Zeit der NS-Diktatur darstellt. Am 8. Mai 2011 wurden das Gebäude und das Museum feierlich eingeweiht und haben seither schon viele Tausend Besucher angezogen.

Anders, als man es sich 1952 in Bermuthshain vorstellte, diente die mit so vielen Lorbeeren versehene Neue Schule letzten Endes nur etwas mehr als eineinhalb Jahrzehnte lang dem Zweck, für den man sie eigentlich gebaut hatte. Infolge der Landschulreform und der damit verbundenen Schließung der Grundschule Bermuthshain zum Ende des Schuljahres 1968/1969 wurde eine neue Nutzung für das Gebäude gesucht. Da zur selben Zeit die Sprungschanze auf dem Höllerich vor ihrer Fertigstellung stand und diese für Übungen des Hessischen Skiverbands vorgesehen war, erwog man ernsthaft den Umbau zu einem Skisportlerheim.

Noch vor dem Inkrafttreten der kommunalen Gebietsreform am 1. Januar 1972 reifte jedoch der Plan zu einem Dorfgemeinschaftshaus, zu dem die Neue Schule umgebaut werden sollte.  Dieser wurde dann am 24. April 1975 von der Gemeindevertretung von Grebenhain beschlossen. Nach Plänen des Architekten Hellmuth Bodenstein aus Ilbeshausen-Hochwaldhausen begann im November 1975 der Umbau. Er wurde zu nicht unbeträchtlichen Teilen in Eigenleistung durch die örtlichen Vereine durchgeführt. Die beiden ehemaligen Klassenräume wurden zu einem großen Gemeinschaftsraum für 150 Personen zusammen gelegt, der nach Bedarf durch eine Schiebewand unterteilt werden konnte. Anstelle des Gruppenarbeitsraums entstand eine Wirtschaftsküche mit Kühlraum. Im Kellergeschoß wurden Duschen und Umkleidekabinen für den örtlichen Sportverein untergebracht, dessen Sportplatz zur selben Zeit hinter dem Dorfgemeinschaftshaus neu angelegt wurde.

Am 11. Juni 1977 wurde das Dorfgemeinschaftshaus (DGH) als 967. seiner Art im Land Hessen feierlich seiner Bestimmung übergeben. Ein Vierteljahrhundert lang wurde es von den örtlichen Vereinen rege genutzt. 1995 wurde das neue Feuerwehrgerätehaus an das DGH angebaut. Innerhalb der zur Jahrtausendwende beginnenden Dorferneuerung bildete das Dorfgemeinschaftshaus einen Schwerpunkt. Ab August 2003 wurde das DGH für mehr als zwei Jahre im Inneren wie nach Außen hin vollständig umgebaut. Gemeinschaftsraum und Küche wurden völlig neu gestaltet. Als Anbauten kamen ein Foyer, ein Stuhllager und eine große Terasse an der Westseite hinzu. Am 29. September 2006 wurde das DGH feierlich neu eingeweiht und steht seither in neuem Gewand der Dorfgemeinschaft und den Vereinen wieder zur Verfügung.

Das Ende der Bermuthshainer Schule

Spätestens gegen Ende der 1950er Jahre zeichnete sich für den ländliche Raum in der Bundesrepublik Deutschland eine tiefgreifende und grundlegende Veränderung und Umwälzung aller Lebensbereiche ab. Begleitet wurde sie vom Zeitgeist einer regelrechten Modernisierungsideologie, die den Prozess einer Durchsetzung von bis dahin auf die großen Städte beschränkten sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Standards und Lebensmodellen auf dem "flachen Land" aktiv gestalten und vorantreiben wollte. Ihm sollten, neben vielem anderen, auch die nun als "Zwergschulen" belächelten ein- oder zweiklassigen Dorfschulen zum Opfer fallen.

Schüler der Jahrgangsstufen 6 bis 8 der Schule Bermuthshain im ersten Kurzschuljahr 1966. Hintere Reihe v. l.: Alfred Schöbella, Klaus-Heiko Weitzel, Wolfgang Röhrig, Herbert Dillemuth, Klaus-Dieter Hohmeier, Axel Vegelahn, Lothar Steitz, Walter Muth, Theresia Plescher, Hiltrud Lemke, Hiltrud Präger, Christel Appel, Doris Wies, Edeltraud Groh, Marianne Wolter. Vordere Reihe v. l.: Wolfgang Schöbella, Roland Schischka, Otfried Köhler, Uwe Pröger, Renate Appel, Gudrun Oechler, Irma Wies.

Durch die einsetzende Wissenschaftsorientierung und die Einführung neuer Schulfächer sowie den zunehmenden Bedarf der Wirtschaft nach Fachkräften waren die dörflichen Schulen vor Herausforderungen gestellt, die sie gerade nach damaliger Ansicht kaum erfüllen konnten. In der öffentlichen Meinung wurde der als veraltet betrachtete Zustand des bundesdeutschen Bildungssystems zunehmend kritisiert, zusammengefasst unter dem griffigen Schlagwort der "Bildungskatastrophe" (Georg Picht, 1964). Ins Visier der Kritiker gerieten u. a. die kleinen Dorfschulen, die dem Ziel der Herstellung gleicher Bildungschancen für Stadt und Land entgegenstanden. Denn schon aufgrund der langen Fahrtwege war es für Dorfkinder kaum möglich, höhere Schulen zu besuchen.

In den 1950er Jahren begann die Entwicklung einer Landschulreform im Bundesland Hessen, begleitet von Schulversuchen wie der 1955 eröffneten ersten Gesamtschule des Landes in Seeheim-Jugenheim ("Schuldorf Bergstraße"). 1957 trat das Düsseldorfer Abkommen zur Vereinheitlichung des Schulwesens auf der Länderebene in Kraft. Unter dem langjährigen sozialdemokratischen Ministerpräsidenten und "Landesvater" Georg August Zinn wurde 1958 der entschiedene Bildungsreformer Ernst Schütte Kultusminister. Seine Idee war es, anstelle der ein- und zweiklassigen Landschulen zentrale Mittelpunktschulen mit jahrgangsgegliedertem Unterricht und gemeinsamem Haupt- und Realschulzweig sowie gegebenfalls Berufsschulzweig zu schaffen. Zuvor sollte ein 9. Pflichtschuljahr eingeführt werden. Die bisherige Volksschule wurde in Hauptschule umbenannt.

Im hohen Vogelsberg wurde am 20. März 1963 der Schulverband Moosbachgrund durch die Gemeinden Bannerod, Gunzenau, Heisters, Metzlos, Metzlos-Gehaag, Nieder-Moos, Ober-Moos, Wünschen-Moos und Zahmen gegründet. Er stand ganz in der Tradition der gemeinsamen Zugehörigkeit dieser Gemeinden zum Kirchspiel Ober-Moos. Eine Mittelpunktschule sollte nahe dem Nieder-Mooser Teich erbaut werden. Die hessische Landesregierung versagte dem Schulverband Moosbachgrund jedoch ihre Unterstützung, da sie größere zentrale Orte als Standort für die Mittelpunktschulen bevorzugte. Anders war dies im Fall der damaligen Gemeinde Grebenhain, deren Bürgermeister Otto Stier die Chancen für die zukünftige Entwicklung bei Errichtung einer Mittelpunktschule erkannte.

Die Gemeindevertretung von Bermuthshain stimmte am 16. Januar 1964 grundsätzlich dem Bau einer Mittelpunktschule in Grebenhain mit angeschlossener Realschule sowie dem Beitritt zu einem Schulverband zu. Geknüpft war dies an die Bedingung gleichzeitiger Aufrechterhaltung des Schulbetriebs der Schule in Bermuthshain als Einrichtung außerhalb des zu gründenden Schulverbandes für die unteren Jahrgänge eins bis vier.

Am 3. April 1964 wurde der Schulverband Grebenhain schließlich gegründet und erhielt rasch die Genehmigung für den Ausbau der Volksschule in Grebenhain zur Mittelpunktschule. Mitglieder waren die Gemeinden Bermuthshain, Crainfeld, Grebenhain, Hartmannshain, Herchenhain, Nösberts-Weidmoos, Vaitshain und Volkartshain. Ihnen gesellte sich 1965 der bisherige Schulverband Moosbachgrund bei. Schon im gleichen Jahr begann auch die praktische Umsetzung des Projekts.

Durch die anstehende Versetzung bzw. Pensionierung der Lehrer in Hartmannshain und Vaitshain im Jahr 1965 nutzte man die Gelegenheit, beide einklassigen Schulen nicht mehr mit neuen Lehrern zu besetzen, sondern sofort zu schließen. Die Schüler aus den beiden Orten wurden nun mit Bussen nach und von Grebenhain befördert. 1966 wurde dann gemäß dem 1964 geschlossenen Hamburger Abkommen bundesweit das 9. Pflichtschuljahr eingeführt und gleichzeitig der Schuljahresbeginn einheitlich von Ostern auf den 1. August verlegt. Zur Umsetzung dieser Reform wurden in Hessen zwei Kurzschuljahre vom 1. April bis 30. November 1966 und vom 1. Dezember 1966 bis 31. Juli 1967 durchgeführt.

Da ein 9. Schuljahr von vornherein die Kapazität der dörflichen Schulen überstieg, wurde es von Beginn an in der Schule in Grebenhain unterrichtet. Ebenso wurde zum 1. April 1966 die Schule in Bannerod aufgelöst, am 1. Dezember die Schule in Volkartshain. Zum letzgenannten Termin wechselten auch die Jahrgangsstufen 7 und 8 aus Bermuthshain sowie 6 bis 8 aus Nieder-Moos, weiterhin die Jahrgangsstufe 6 aus Zahmen, nach Grebenhain. Hier mussten aufgrund der stark angestiegenen Schülerzahlen neben der 1954 erbauten Neuen Schule auch die Alte Schule von 1895/1905 sowie schließlich das Dorfgemeinschaftshaus (heutige Gemeindeverwaltung) für den Unterricht genutzt werden. Der Grund war, dass sich der Baubeginn der neuen Mittelpunktschule wegen der Rezession 1966 um ein Jahr verzögerte.

Schon 1967 musste die Schule in Bermuthshain auch die Jahrgangsstufen 5 und 6 nach Grebenhain abgeben. Weiterhin verblieb jedoch die einklassige Grundschule mit den Jahrgangsstufen 1 bis 4 im heimischen Schulhaus am Hochstättenweg, wie man in Bermuthshain glaubte, längerfristig gesichert. Seit dem Herbst 1967 liefen die Bauarbeiten an der neuen Mittelpunktschule am Ortsausgang von Grebenhain nach dem Oberwald und Hartmannshain.

Die letzte Einschulung an der Grundschule Bermuthshain im Jahr 1968. Hintere Reihe v. l.: Dieter Schöbella, Joachim Rahn, Hans Heuser, Arnold Wittmann, Wilfried Appel. Vordere Reihe v. l.: Silvia Schöbella, Dieter Luft, Jürgen Menje, Karola Damer.

Da trat am 30. Mai 1969 ein neues Schulgesetz für das Land Hessen in Kraft, demzufolge alle Schulen mit weniger als 50 Schülern aufzulösen waren. Da auch in Bermuthshain diese Schülerzahl nicht erreicht wurde, musste die Gemeindevertretung der Schließung der Grundschule im eigenen Ort notgedrungen zustimmen. Zu Beginn des Schuljahres 1969/1970 am 1. August 1969 wurden somit sämtliche Grundschulen der Gemeinden Bermuthshain, Crainfeld, Metzlos, Metzlos-Gehaag, Nieder-Moos, Ober-Moos und Steigertal (Zahmen, Heisters, Wünschenmoos) aufgelöst und ihre Schüler der Mittelpunktschule Grebenhain zugeordnet. Die Schule in Ilbeshausen sollte ein Jahr später folgen.

Der große Gebäudekomplex der Mittelpunktschule in Grebenhain war aber zu Beginn des Schuljahres 1969/1970 trotz größter Anstrengungen noch längst nicht bezugsfertig. So musste noch ein Dreivierteljahr in den bisherigen Provisorien ein improvisierter Schulunterricht stattfinden, ehe der Tag der Einweihung am 23. Mai 1970 kam. Die neue Mittelpunktschule in Grebenhain wurde auf den Namen "Oberwaldschule" getauft und wurde fortan zum Bildungszentrum für den südöstlichen Vogelsberg.